EINE PORTION SUPERFOOD
Kohl ist hip. Egal, wie er daherkommt. Mal versteckt er sich unscheinbar püriert im Smoothie, ein anderes Mal übernimmt er gerollt oder geschmort die Hauptrolle auf dem Teller. Eigentlich kein Wunder, ist er doch mit seinem hohen Ballast- und Mineralstoffgehalt ein sehr gesundes Gemüse. In den USA gilt Kohl bereits als „Superfood“. Dass der Kohl – übrigens ein typisches Wintergemüse – überwiegend aus heimischem Anbau stammt, ist ein weiterer kulinarischer Vorteil.
Einmal entblättert eignen sich die Blätter von Wirsing, Weißkohl, Spitzkohl und Rotkohl hervorragend, um diversen Füllungen Halt zu geben. Kohlrouladen – oder Krautwickel, wie sie in Süddeutschland genannt werden – sorgen nämlich längst nicht mehr nur mit klassischer Hackfleischfüllung für Furore. Ob vegetarische oder Fischfüllungen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn Soulfood und Heimatküche eine kulinarische Allianz eingehen. Kohl ist ein Lebensmittel, das sie mit Kindheit und Heimat verbindet. „Früher gab es eine Kohlroulade zum Sattessen. Die Kohlpäckchen, die ich heute schnüre, sind halb so groß und auch ganz unterschiedlich gefüllt“, erzählt Petra Kolip. Die Bielefelderin hat dem so gar nicht piefigen Gemüse eine Plattform gegeben. In ihrem neuen Kochbuch „Kohlrouladen & Krautwickel“ erlebt das traditionelle Gemüse sein Revival. Und punktet als Superfood.
Gerollt, geschmort, geliebt. Neben Pfannkuchen und Linsen zählten Kohlrouladen schon immer zu ihren Favoriten. „Die Idee ein Päckchen auf dem Teller zu haben, das man auspacken kann, fand ich schon immer toll“, erklärt die Bielefelderin. Deftige Füllungen, mal mit Fleisch, Fisch oder vegetarisch, schlummern jetzt in ihren zumeist von Kohlblättern umhüllten Päckchen. Appetitlich geschnürt und so gar nicht altbacken. „Noch dazu kalorienarm, ballaststoffreich und voller Vitamine“, listet Petra Kolip die Vorzüge des Kohls auf.
95 Rezepte füllen das zweite Kochbuch der Gesundheitswissenschaftlerin, die, wenn sie nicht am Herd steht und Neues probiert, an der Uni Bielefeld lehrt. Prof. Dr. Petra Kolip ist leidenschaftliche Genussforscherin, Kochbuchautorin und Weltreisende in Sachen kreative Küche. Und hat wie in ihrem ersten Kochbuch, das um Linsen kreiste, ein altes Lebensmittel neu entdeckt. Mal mit Lokalkolorit, mal orientalisch oder asiatisch inspiriert. „Es macht einfach Spaß die Möglichkeiten auszuloten“, sagt sie. So landen die gewickelten Krautlinge auch mal paniert auf dem Teller und decken die Bandbreite von deftig bis edel problemlos ab. Nicht fehlen darf natürlich das traditionelle Kohlrouladen-Rezept ihrer Mutter. „Damit fing ja alles an“, sagt Petra Kolip mit einem Lachen. Die Inspirationen für Hausmannskost und Soulfood findet die 57-Jährige nahezu überall. Auf Reisen ebenso wie „kurz um die Ecke“ im benachbarten Supermarkt. Dort entdeckte sie auch gesäuerten Kohl, der beispielsweise in Osteuropa zum Einsatz kommt. Neben kleinen Kohlporträts und Wissenswertem zum Kohl selbst – von Weißkohl, Wirsing und Rotkohl über Schwarz-, Grün- und Chinakohl bis Pak Choi – hat Petra Kolip auch Ideen für die „Kohlreste“ entwickelt. Sie tauchen als Rohkost, in Eintöpfen, aber auch verbacken in Quiches oder Frittatas wieder auf.
Kohlrouladen & Krautwickel
Petra Kolip / Haedecke Verlag / 28€
TEXT: Corinna Bokermann | Fotos: iStock/wragg/Martin Keiler/Tuned_In/PicturePartners/chengyuzheng, privat