GAZPACHOS GESCHWISTER
Der Suppenkasper im Struwwelpeter mochte sie nicht. Er tönte laut: „Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht.“ Wer weiß, woran es lag! Denn ob Gemüse-, Nudel- oder Kürbissuppe, ob klar oder cremig: Suppen sind heißgeliebte Alleskönner. Sie stimmen nicht nur als Vorspeise auf das Essen ein, sie stillen auch als Hauptgang den großen Hunger. Und wer von Suppen nicht genug bekommt: Es gibt auch kalte Varianten, die im Sommer für den Frischekick auf dem Teller sorgen. Wir löffeln unsere Suppe gerne aus und wollten von Bielefelds Köch*innen wissen, was ihnen schmeckt.
Stefan Austmann
Küchenchef, Kreuzkrug
Ich mag’s saisonal und daher habe ich je nach Jahreszeit eine andere Lieblingssuppe. Zurzeit freue ich mich auf Kürbissuppe – Kürbis hat schließlich bald Saison. Übrigens bereite ich diese auch vegan mit Apfelsaft zu, serviert mit Croutons und einem Schuss Kürbiskernöl. Für mich ist der kräftige Geschmack wichtig. Dazu gehört auch mit einem eigenen Ansatz zu arbeiten. Entweder als vegetarischer Fond oder als kräftige Fleischbrühe. Und ganz klar: Eine Suppe ist in der kalten Jahreszeit perfekt, um sich aufzuwärmen und sich auf die nachfolgenden Gänge einzustellen. Mir persönlich schmeckt eine Suppe nämlich am besten als Vorspeise – es folgen ja noch Hauptgang und Dessert.
Tim Riedich
Küchenchef, Stadtgasthaus
Ich bin ein Fan von Steckrübencremesuppe mit Schmand und frischen Kräutern wie Schnittlauch für die Würze. Steckrüben kenne ich tatsächlich noch als Gemüse aus meiner Kindheit. Ein durch die Nachkriegszeit häufig verpöntes Gemüse, das eine Zeit lang überhaupt nicht gegessen wurde. Ganz zu Unrecht, wie ich finde, denn Steckrüben sind sehr lecker. Die Basis für eine gute Suppe ist dabei eine gute, selbstgemachte Brühe, die ganz klassisch angesetzt wird, u.a. mit Sellerie, Zwiebeln, Lauch, Petersilie und ein paar Wachholderbeeren. Zitronengras sorgt außerdem für Frische. Je nach Jahreszeit darf es aber auch mal eine kalte Suppe, wie eine Gazpacho, im Sommer sein und zu festlichen Anlässen ist eine klare Hochzeitssuppe als Vorspeise perfekt. Aber ganz klar: Suppen sind auch ein schönes Hauptgericht.
Michael Neumann
Küchenchef Gaststätte Vahle
Ganz eindeutig eine Kartoffelrahmsuppe! Sie ist erstens schnell zubereitet und schmeckt einfach toll! Eine richtig gute Kartoffelsorte, Lauch, Zwiebeln, Möhren und Bacon gehören hinein. Kleingeschnitten und angeschwitzt – dadurch entstehen schöne Röstaromen – köchelt die Suppe angereichert mit selbstgemachter Brühe vor sich hin. Statt einer Fleischbrühe, gern auf Basis von Tafelspitz, kann man natürlich auch vegetarisch mit einer Gemüsebrühe arbeiten. Verfeinert mit Majoran, Sahne und Croutons ist die deftige Suppe ein vollwertiges Hauptgericht. Meine Mutter hat übrigens immer eine klare Kartoffelsuppe gekocht.
Katja Niegisch
Küchenchefin, Restaurant Sparrenburg
Eine selbstgemachte Rinderkraftbrühe – so wie meine Mutter sie aus Rinderknochen zubereitet hat – erinnert mich an meine Kindheit. Es gab sie an kalten Wintertagen, damit wir uns aufwärmen konnten. Heute liebe ich eine Rinderkraftbrühe immer noch, weil sie so vielseitig ist. Als klare Brühe ist sie perfekt als Vorspeise, denn dann ist noch Platz für den Hauptgang und ein Dessert, und man kann sie wunderbar mit Eierstich, Gemüse, Rinderfiletstreifen oder Reis „erweitern“. Dann kann sie auch richtig sättigend sein oder man nimmt die Rinderkraftbrühe als Grundlage für einen Eintopf. Die Vielfältigkeit ist einfach Bombe!
TEXT: Corinna Bokermann
FOTOS: Corinna Bokermann, privat