SPANNENDER AUFBRUCH

BIELEFELD IN DEN 90ERN

„Pretty Woman“ trifft auf „Das Schweigen der Lämmer“. Zwei Kultfilme vom Beginn der 90er, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch sind sie prägend für ein Jahrzehnt, das manche geschmacklos und hässlich finden, während andere ihm nachtrauern und das Comeback feiern – am besten zum Sound von Eurodance. Auch in Bielefeld begann 1990 ein bewegtes Jahrzehnt. Und vieles, was damals in den Startlöchern stand, prägt die Stadt noch heute.

Zugegeben, Wiedervereinigung, der Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft und der Start des World Wide Web gingen nicht von Bielefeld aus. Aber während die Scorpions vom „Wind of Change“ sangen, pfiffen andere darauf und freuten sich über das anhaltende „Bielefelder Opernwunder“. Das hatten Opernregisseur John Dew, der damalige Theater-Intendant Heiner Bruns und Chefdramaturg Alexander Gruber eingeläutet, als sie mit Wieder- und Uraufführungen von Opern aus der Zeit der Weimarer Republik international Furore machten.Viele Blicke zog auch die Kunsthalle an, die mit der Ausstellung „Picassos Surrealismus – Werke 1925–1937“ im Jahr 1991 rekordverdächtige Besucherzahlen erlebte. Noch deutlich mehr Menschen dürfte mittlerweile „Radio Bielefeld“ erreicht haben. 1991 begann in OWL nämlich das Zeitalter der Lokalradios. Auch verkehrspolitisch war einiges los: Während heute über Fahrradstraßen diskutiert wird, feierten am 28. April 1991 rund 150.000 BesucherInnen die Eröffnung der Bielefelder Stadtbahn.

Die ist bis heute das perfekte Verkehrsmittel, um die Bielefelder Gastro- und Kulturszene zu erkunden. Zum Beispiel die lebendige freie Theaterszene, die in diesem Jahrzehnt schon äußerst aktiv war – 1990 durften sich etwa das Trotz-Alledem-Theater und das Mobile Theater endlich über eine eigene Spielstätte im Theaterhaus Feilenstraße freuen. Oder wie wäre es mit einem Halt an der Stadthalle, die am 10. August 1990 eröffnet wurde und knapp zwei Jahre später mit der Aufstellung der Skulptur „Spiegel“ für kontroverse Diskussionen sorgte? Unstrittig ist dagegen, dass sie als Messe- und Veranstaltungsort eine echte Bereicherung für Bielefeld ist. Gleiches gilt für die Offenen Ateliers. 1991 luden Bielefelder Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal zu einem Blick hinter die Kulissen – bis heute ist die alljährlich größte Kunstausstellung der Stadt eine Erfolgsgeschichte. Also vielleicht doch gar nicht so geschmacklos, diese 90er.

TEXT: Stefanie Gomoll

Fotos: IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, ©iStock.com/Vera Fedorova, Tips-Archiv, privat

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