André Bergmann
Manchmal raucht der Smoker schon morgens vor der Arbeit, damit der Rindernacken langsam und in aller Ruhe garen darf. Das Ergebnis am Ende des Tages: zartes Pulled Beef. Fast jeden Tag wirft André Bergmann den Grill an. Fleisch, Burger, besondere Sandwiches, Fisch und sogar Suppe. Bei ihm gibt es nichts, was nicht auch auf dem Grill zubereitet werden könnte. Das kann auch mal ein ganzes Spanferkel sein.

Der gebürtige Bielefelder hat insgesamt deutlich mehr als eine Million Follower bei Social Media. Bei Facebook folgen ihm über 100 Tausend, bei TikTok sind es über 600 Tausend, bei Insta mehr als 517 Tausend und rund 350 Tausend haben seinen YouTube-Kanal abonniert. Tendenz steigend.
Das Portal InfluACE zählte ihn im April 2024 zu den besten 20 Food Influencern in Deutschland – und dabei belegte der 35-Jährige sogar Platz 1. Seine Videos zum Thema Grillen mit dem ganzen Drumherum kommen einfach gut an. Mit seiner unterhaltsamen und unkomplizierten Art führt André Bergmann in die Kunst des Grillens ein, zeigt den richtigen Anschnitt von verschiedenen Fleischstücken, mariniert, würzt und kreiert ungewöhnliche Saucen, zum Beispiel für Burger. Durch eine Kooperation mit einem Hersteller von Kräuter-Sahnelikör kam er auf die Idee, das Getränk in einer Chili-Mayonnaise zu verarbeiten und mit dem Abrieb einer Zitrone zu einer cremigen Sauce zu verfeinern. „Ich war selbst überrascht, wie gut das zu einem saftigen Burger passt“, lacht der experimentierfreudige Food Influencer. Aber nicht alles gelingt auf Anhieb. Auch die Fehlschläge teilt er mit seiner Community. „Bis ich meinen eigenen Stil gefunden habe, ist so einiges schiefgegangen, aber ich möchte die Menschen ermutigen, einfach mal was auszuprobieren und ihnen zeigen, dass es noch so viel anderes als Bratwurst und Nackensteaks gibt. Es ist so spannend, den eigenen Geschmack zu entdecken.“
Frühe Passion
Die Leidenschaft für das Grillen wurde dem Food Influencer in die Wiege gelegt. Seine Mutter stammt aus Paraguay und dort ist das Grillen nicht einfach nur eine Zubereitungsform von Nahrung, sondern wird im Kreis der Familie oder mit Freunden zelebriert. Das Asado – wie das BBQ im südamerikanischem Raum genannt wird – ist ein gesellschaftliches Ereignis. „Der Grill wird schon früh am Tag angemacht und nicht erst, wenn man schon Hunger hat“, erklärt André Bergmann, der sich am Grill bereits als Kind vieles von seinem Großvater mütterlicherseits abgeschaut hat. Aus seinem Hobby wurde Schritt für Schritt mehr.


„Erst habe ich nur so zum Spaß Fotos von meinem Essen auf Social Media mit Freunden geteilt, einfach um sie ein bisschen neidisch zu machen“, grinst André Bergmann. Und weil er ein perfektionistisch veranlagter Mensch ist, der etwas entweder ganz oder gar nicht tut, war der Weg zum Influencer nicht weit.
Seine Stelle als Grundschullehrer hat er mittlerweile reduziert. Denn neben den Inhalten, die er fast jeden Tag postet, ist es ihm wichtig, in direktem Kontakt mit der Community zu sein. Viele Nachrichten und Fragen erreichen ihn täglich und André Bergmann bemüht sich, alle Anfragen zu beantworten, gibt Tipps und Empfehlungen zu verschiedenen Grillarten, Messern, Grillkohle oder wo man gutes Fleisch bekommen kann. Das können Online-Lieferanten sein oder auch lokale Partner vor Ort.
Wissen vermitteln
Wegen der CO2-Bilanz gibt es oft Vorbehalte gegen Fleisch aus Südamerika oder den USA. „Hierbei muss man allerdings bedenken, dass ein Rind, das auf einer Weide gehalten wird, deutlich weniger Methan ausstößt als ein Tier im Stall“, sagt André Bergmann auch mit Blick auf die Produktion von Kraftfutter, das meist aus Mais und Soja besteht.

Für ihn ist wichtig, dass er weiß, woher das Fleisch kommt und es kein Billigprodukt aus dem Discounter ist. „Lieber ein Stück weniger, aber dafür Fleisch aus artgerechter Haltung“, sagt der Food Influencer, der etwa zwei bis drei Mal in der Woche Fleisch isst.
Wenn er mittags aus der Schule kommt, führt ihn sein erster Weg meist direkt an den Grill. André Bergmann hat eine Vorliebe für Burger, aber auch Picanha begeistert ihn. „Das ist ein stark marmoriertes Fleisch, der Hüftdeckel vom Rind mit einem schönen Fettdeckel. In Deutschland ist es als Tafelspitz bekannt“, erklärt der Grill-Experte. Bei einem guten Stück Rindfleisch reicht ihm übrigens meist etwas Salz als Gewürz, um den Eigengeschmack des Fleisches zu unterstreichen.
Gas, Holzkohle oder Elektro? Das ist für viele Griller eine Glaubensfrage. Abhängig davon, was er zubereitet, wird der Grill ausgewählt. In seiner Garage wartet die volle Auswahl auf den Food Influencer.
Suppe wird mithilfe eines Grills gekocht: in einem Dutch Oven – einem schweren gusseisernem Topf mit einem dicht schließenden Deckel –, der in die Glut gestellt wird. Ein Bild, das wir alle aus Wild-West-Filmen kennen, wenn die Cowboys sich am Lagerfeuer sitzen. Auch in afrikanischen Kulturen ist Dutch Oven weit verbreitet, dort wird das Grillen Braai genannt. Auch Fisch kommt bei André Bergmann auf den Grill. Lachs funktioniert bei seiner Community besonders gut.
Die Mission
Für ihn ist es wichtig, seinen Followern nicht nur die besten Rezepte, sondern auch wertvolle Tipps und Tricks zu präsentieren. So erklärt der Grillmeister in seinen Videos step by step, wie man den Grill richtig anheizt oder welche Holzkohle die besten Raucharomen liefert. Denn Eiche unterscheidet sich letztlich recht stark im Geschmack von Buche. „Es gibt bereits einen zertifizierten Hersteller, der feinstaubreduzierte Kohle anbietet. Das ist insbesondere für das Grillen in Städten wichtig, wo die Belastungen zuweilen hoch sind“, berichtet der Influencer. Wie man welches Fleisch richtig anschneidet, lernen Interessierte in den Kurzfilmen, die André Bergmann postet. „Ich erkläre sehr gern den gesamten Zubereitungsprozess. Da kommt der Pädagoge durch“, sagt der 35-Jährige, dessen Videos immer auch mit einer Prise Humor gewürzt sind. In der Schule sprechen ihn seine Schüler*innen auch öfters mal an: „Du, Herr Bergmann, du bist doch YouTuber …“. Und das ist ganz in seinem Sinne. Denn André Bergmann versteht es als seine Mission, Menschen die Hemmschwelle am Grill zu nehmen. Er möchte sie mit den Videos dazu inspirieren, Neues kennenzulernen und selbst auszuprobieren, Fachwissen zu bestimmten Themen – auch ernährungswissenschaftlicher Art – zu vermitteln sowie mit Mythen rund ums Grillen und den Fleischverzehr ausräumen. Und er möchte einfach Lust auf geselliges Beisammensein beim Grillen und Essen zu machen. Denn auch der Spaß gehört zu seinem „Bildungsauftrag“.
Fotos: privat